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Meinung

Gedanken zur aktuellen Rolle des Stadtmarketings

 

von BERNADETTE SPINNEN, Bundesvorsitzende und Sprecherin der Bundesvereinigung City- und Stadtmarketing, bcsd


Das Corona-Virus hat uns alle fest im Griff. Aber nach den ersten Tagen der Schockstarre breitet sich offenbar in unseren Organisationen zunehmend die Gewissheit aus, dass dies keine Zeit des Verharrens und des ängstlichen Abwartens sein sollte, sondern eher eine des nach vorne Denkens und der Zukunftsorientierung im Sinne derer, für die wir arbeiten.

Jetzt beweisen

Es gibt schon jetzt eine Reihe wirklich guter Ideen in den Städten, wie Handel, Gastronomie und die Innenstädte zumindest eingeschränkt, manchmal auch nur virtuell sichtbar bleiben. Seien es städtische Plattformen, die z.B. lokale Unterhaltungsprogramme für Zuhause bereit halten oder alle Hilfsangebote und Initiativen bündeln, die sich in der Stadt formiert haben, seien es starke lokale Bring- und Servicedienste oder andere kreative Ideen in der Krise.

Wir glauben, dass wir als Stadtmarketingorganisationen gerade jetzt unter Beweis stellen können und müssen, dass wir nah an unseren Primärpartnern sind – der Gastronomie, der Hotellerie, dem Handel und allen Stakeholdern der Innenstadt. Es helfen jetzt direkte Gespräche und die Hilfe bei kleinen Problemen. Wir sollten gut zuhören und das Ohr an den Sorgen der Menschen haben und das sollten die Menschen auch merken. Es hilft in den Städten alles, was die Sichtbarkeit, die Stärke und die Resilienz der Stadt öffentlich macht und zeigt. Das stärkt das Vertrauen in unser Gemeinwesen.

Die Gesänge von den Balkonen kennt ja inzwischen jeder und jede, vielleicht gibt es andere sympathische und emotionale Gesten, die einfach sind und guttun. Das Stadtmarketing darf auch hier erfinderisch sein. Aber auch die zeitnahe Aufbereitung wichtiger, zum Teil ja überlebenswichtiger Informationen über Förderungen für Unternehmen, Gewerbesteuerstundungen, Aussetzen der Bettensteuer etc. sind in diesen Zeiten wichtig. Das Stadtmarketing kann so zeigen, dass es aus erster Hand informiert, schnell und auf die Zielgruppe zugeschnitten Informationen bereitstellt und aufbereitet.

Und tun wir auch den nächsten Schritt schon: Denken wir darüber nach, wie wir den Neustart in den Innenstädten gestalten können. Natürlich glaubt niemand, dass das von Null auf Hundert geht, wir werden mit dem Virus weiterleben müssen, noch eine längere Zeit. Aber vielleicht gibt es witzige, personalisierte VIP-Shoppingtouren in den Läden nach vorheriger Anmeldung statt Massenshopping. Wir müssen Ideen suchen dafür, dass die Innenstadt auch unter weiterhin restriktivem Umgang mit Massen wieder erlebbar wird – zumal wir auf den Sommer zugehen.

Sichtbar sein – und bleiben

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir tun das alles nicht nur aus caritativen Gründen. Wir werden sehr schnell feststellen, dass die öffentlichen Haushalte unter großem Druck stehen und die Verteilungskämpfe vorprogrammiert sind. Und beim Verteilen geht es um eine Frage: um Relevanz! Wie wichtig ist, was wir tun? Und da reicht es leider nicht aus, wenn nur wir selbst der Auffassung sind, unsere Arbeit sei hilfreich und stabilisierend. Das sollten diejenigen uns bescheinigen und bei der Politik einklagen, die davon überzeugt sind und die wirklich davon profitieren. Deshalb ist es jetzt so wichtig, dass unsere Organisationen sichtbar sind und überzeugend, in dem, wie sie auf die Krise reagieren.

Wenn das einer kann, dann ist es doch das Stadtmarketing, oder?


Kontakt: spinnen@bcsd.de

Fotos: 
B. Spinnen © Hermann Köhler
Allesandersplatz (Installation auf dem Haus der Statistik, Berlin) © cima/St. Urbanski

 

ACHIM GEBHARDT, cima: Gerade in dieser Zeit zeigt sich, wie wichtig die Stadtmarketingorganisationen als gut vernetzte operative Einheiten im städtischen Gefüge sind.

 

cima – Fördermitglied in der bcsd

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