Smart City 3.0 – wo geht die Reise hin?
War früher noch die Rede von der Smart City, sprechen wir heutzutage von der Smart City 3.0. Immer mehr Städte greifen die Begriffe im Rahmen ihrer Entwicklungsstrategien mit auf und werben damit für ein besseres, bequemeres und effizienteres Leben. Doch wie unterscheidet sich die Smart City 1.0 von der neu-aufkommenden Smart City 3.0 und welche Veränderungen bringt sie mit sich?
Smart City
Smart Cities im Allgemeinen sind durch den Einsatz neuer digitaler Technologien sowie des Internets der Dinge (IoT) geprägt. Der Begriff kam in den 2000er Jahren auf und wurde verwendet, um die auf Technologie basierten Veränderungen im Raum beschreibend zusammenzufassen.
Da Smart Cities Veränderungen und Innovationen im gesamt-städtischen Raum mit sich bringen, wird in der Regel zwischen verschiedenen Handlungsfeldern unterschieden (Wikipedia 2022).
Smart Economy
Smart People
Smart Governance
Smart Mobility
Smart Environment
Smart Living
Smart Economy
Bei „Smart Economy“ steht die Steigerung der wirtschaftlichen Produktivität durch Vernetzung verschiedener Akteure im Mittelpunkt. Dabei wird neben der lokalen auch die regionale und globale Ebene betrachtet.
Smart People
Die „Smart People“ innerhalb einer Smart City sind gekennzeichnet durch eine besonders hohe Kreativität und Flexibilität. Sie sind sozial sehr heterogen und untereinander vernetzt.
Smart Governance
Der Ausdruck „Smart Governance“ ist ein sehr heterogen verwendeter Begriff, weshalb es schwierig ist, eine umfassende Definition zu nennen. Grundsätzlich geht es um eine stärkere Einbindung der Zivilgesellschaft sowie anderer städtischer Akteure in die Prozesse der politischen Willensbildung. Häufig fallen in diesem Zusammenhang auch die Begrifflichkeiten Bürgerbeteiligung, Open Data sowie Partizipation.
Smart Mobility
„Smart Mobility“ zielt auf die Verbesserung der vorhandenen Infrastruktur ab. Durch den Einsatz von IKT soll der Verkehr kostengünstiger, sicherer sowie emissionsärmer als bisher abgewickelt werden. Darüber hinaus steht ein effizienterer Einsatz von Ressourcen, wie beispielsweise der Energie, im Fokus der Bemühungen.
Smart Environment
Mit „Smart Environment“ wird der Einsatz neuer Technologien im Bezug auf die Versorgungsinfrastruktur einer Stadt beschrieben. Als Beispiel kann beispielweise der Einsatz von möglichst viel regenerativen Energien oder deren Steuerung durch sogenannte Smart Grids genannt werden.
Smart Living
Das Handlungsfeld „Smart Living“ revolutioniert den Alltag der Bewohner*innen einer Stadt. Durch Vernetzung der Geräte eines Haushalts untereinander können Energie und somit Kosten eingespart und das Leben bequemer gestaltet werden.
Der Hintergrund
Als Hintergrund für die Entstehung der Smart Cities werden einerseits die neuen, technologischen Möglichkeiten, andererseits die vielen wirtschaftlichen, sozialen sowie politischen Herausforderungen weltweit genannt. Letzteres umfasst dabei neben dem Klimawandel und dem demographischen Wandel auch die Ressourcenknappheit. Darüber hinaus wird häufig das andauernde Bevölkerungswachstum sowie die Umweltverschmutzung und seltener auch die Finanzkrise als Herausforderungen, denen sich Städte in der heutigen Zeit gegenüber stehen, genannt.
Letztendlich ist eine Smart City jedoch mehr Weg als Ziel.
Aufgrund der voranschreitenden Digitalisierung und der immer wieder neu-entwickelten Technologien ist das Ziel einer Smart City nie endlich, weshalb häufig neue Begrifflichkeiten, wie „Smart City 2.0“ und „Smart City 3.0“ Eingang in die Diskussion finden.
Smart City 1.0 und 2.0
Obwohl es das Phänomen der Smart Cities noch gar nicht allzu lange gibt, können bereits heute verschiedene Entwicklungsstufen unterschieden werden.
Die Smart City 1.0 ist insbesondere durch Top-Down-Ansätze geprägt. Demnach liegt die Entscheidung über den Einsatz von technologischen Neuerungen bei der Regierung. Häufig kommt es vor, dass hierfür komplett neue Städte gebaut werden, wie das Beispiel Songdo in Südkorea zeigt.
Städte der Generation „Smart City 2.0“ beziehen die Bedürfnisse anderer Stakeholder, wie beispielsweise der Bevölkerung, ebenso ein, wie der der Politik. Es finden Technologien Anwendung, die tatsächlich einen realen Nutzen vor Ort haben. Demnach folgt die Smart City 2.0 bereits stärker Bottom-Up-Ansätzen als ihr Vorgänger. Als Beispiel kann die spanische Stadt Madrid genannt werden.
Die dritte Entwicklungsstufe, die Smart City 3.0, hat das Ziel die Bevölkerung bewusst in Prozess mit einzubinden. Dies soll mithilfe erhöhter Transparenz und umfänglicher Bürgerbeteiligung gelingen.
Barcelona als Smart City 3.0
Die Stadt Barcelona kann als Vorreiter auf dem Weg zur Smart City 3.0 gelten. Mithilfe einer „Strategie für digitale Souveränität“ möchte die Stadt die Bevölkerung aktiv in die Entwicklung mit einbeziehen und ihnen zeigen, wie die neuen Technologien ihre Lebensqualität verbessern kann. Bürgern erhalten die Möglichkeit, Technologien auszuprobieren und zu testen. Das dadurch entstehende Know-how kann die Akzeptanz der Bürgerschaft fördern, so die Theorie. Das Ziel ist es mithilfe der neuen, digitalen Technologien die Bürgerpartizipation mit den Behördenansprüchen in Einklang zu bringen.
[…] we think, that citizens have power over data, that we need to give back power in the hands of the citizens in the digital age.
Das Stadtentwicklungskonzept „Superblocks“ soll Häuserblocks zusammenfassen und hierdurch das Konzept für nachhaltige Mobilität fördern. Fußgänger und Radfahrer haben in diesen Superblocks Vorrang, Kinder können auf der Straße spielen. Ferner werden Hochbeete und Blumenkübel eingesetzt, um die Aufenthaltsqualität des Quartiers zu erhöhen. Darüber hinaus wurde die U-Bahn-Linie 9 mit intelligenten Aufzügen ausgestattet, die automatisch, kurz vor Einfahrt der U-Bahn auf Bahnsteigebene halten. Hierdurch kann Gedränge am Bahnsteig reduziert, die Mobilität der Fahrgäste gesteigert sowie der Energieverbrauch verringert werden.
Die Stadt Barcelona bezieht neben den Bürgern auch Privatunternehmen stark in die Pläne auf dem Weg zur Smart City 3.0 mit ein. Der jährlich in Barcelona stattfindende Smart City Expo World Congress bietet hierzu die nötige Grundlage, um aktiv mit Technologiegiganten wie Philips, Schneider und Cisco in Kontakt zu treten.
Wie geht es weiter?
Die Einbindung der lokalen Stakeholder einer Stadt, wie Bürger*innen und Unternehmen, ist in den letzten Jahren zu einem der größten Erfolgsfaktoren auf dem Weg zu einer Smart City erwachsen. Durch die Weitergabe von Know-how sowie aktiver Kommunikation kann die Etablierung neuer digitaler Technologien funktionieren. Der als Bottom-Up-Ansatz beschriebene Weg löst dabei das ursprünglichen Top-Down gerichtete Modell ab.
Mittlerweile gibt es eine Vielzahl verschiedener Partizipationsangebote und Beteiligungsformate. Diese finden nicht nur bei Smart Cities Anwendung. Eine Übersicht möglicher Anwendungsbereiche finden Sie hier.