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Innenstädte: Offensiv in eine neue Zeit

 

Inzwischen erahnen und formulieren es viele Akteure: Die Umbrüche in unseren Innenstädten werden stark sein. Die Städte stehen vor vielen neuen Herausforderungen, u. a. große Schritte in der digitalen Transformation zu machen. Vielerorts steht auch eine Neukonzeption der Ortsmitten an. Gleichzeitig werden Kämmereien wegen teils drastisch einbrechender Gewerbesteuern die Bremse anziehen müssen. Was tun?

Lokale Offensiven

Es muss vermittelt, verhandelt, beraten, geplant und orchestriert werden. Es kommt die Notwendigkeit, dass Förderinitiativen der Länder und des Bundes passgenau für die Bedürfnisse der Städte, der Unternehmer und Immobilieneigentümer entwickelt werden. Ich plädiere dabei für einen noch stärkeren Einsatz der Städtebauförderungsprogramme zur Finanzierung von Innenstadt-/ City-Managementaufgaben. Doch was kann auf kommunaler Ebene konkret getan werden? Gewiss gibt es mehr, aber ich habe vier Offensiven formuliert, die die Kommunen jetzt mit Maßnahmen unterlegen sollten.

Offensive zur Steigerung der Digital-Kompetenz

In der Krise wurden infrastrukturelle, marketing-, unternehmens- und verwaltungsseitige Defizite bei der Digitalisierung offenbar. Hier muss investiert werden, um lokale Konjunktureffekte zu forcieren sowie Gemeinschaftseffekte und damit Online-Relevanz zu erzeugen. Beginnen Sie mit einem einfachen Online-Präsenz-Check. Wie ist es also um die virtuelle Aufenthaltsqualität Ihrer Innenstadt im Netz bestellt? Gehen Sie weiter über Qualifizierungsoffensiven, z. B. Social-Media, Payment, Live-Shopping, bis hin zur Entwicklung kooperativer Online-Plattformen und digitalem Dach-Marketing. Das alles kann münden in einen Digitalen Masterplan.

Offensive zur Steigerung der Frequenzen

Kurzfristig ist dabei an echte Öffnung des öffentlichen Raumes zu denken, d.h. im Umgang mit Sondernutzungen sind pragmatische Lösungen seitens der Kommunen erforderlich. Auch Mobilitäts- und Erreichbarkeitsprogramme, die vielerorts ihr Dasein in Schubladen fristen, sind zu aktivieren und zu beschleunigen. Bei den Betrieben sind es die Umsetzung gemeinsamer Kundenservices, z.B. digitale Gutscheinsysteme, Lieferdienste, City-Botschafter, konzertierte Retailment-Programme in Geschäften mit Einbezug von Gastronomie und lokaler Kulturwirtschaft.

Offensive für das Standortimage

Es geht um die Verfestigung des in der Krise gestiegenen lokalen Bewusstseins durch Image-Kampagnen mit lokalen Betrieben und Persönlichkeiten, den Aufbau eines online- und offline Marketingdachs mit Marketingplan.

Offensive für Geschäftsflächen

Das bedeutet zum Beispiel Systematisierung, digitale Erfassung sowie Monitoring von Potenzial- und Leerflächen. Dazu können gehören: Aufbau von Standort-Business-Wettbewerben zur Aktivierung leerer Geschäftsflächen, Direktansprache regionaler Unternehmenskonzepte zur Filialisierung, inkl. Erstberatung, Anschubhilfen, Einbindung der Eigentümer, Bündelung von Förderansätzen zur Belebung von Geschäftsflächen sowie Planungs- und Investitionswettbewerbe für Immobilienbesitzer mit Beratung und Coaching durch lokale Netzwerke und Experten

 

Noch blockieren die unmittelbaren Auswirkungen der anhaltenden Pandemie den Blick auf die Chancen. Aber es werden Möglichkeiten entstehen, den Funktionsmix unserer Innenstädte und die Zwischenräume neu zu denken. Ich rede von einer neuen Mischung in den Innenstädten und neuen vertikalen Gliederungen der Funktionen – also mischgenutzte Quartiere und Mixed-Use-Immobilien. Dort, wo sich der Handel zurückzieht, entstehen neue Orte für innerstädtisches Wohnen, gewerbliches Wohnen, Start-Ups, urbane und flexible Bürolösungen, Coworking, Versorgung, Gastronomie sowie lebendige Erdgeschosse, die auch soziale Treffpunktfunktionen erfüllen. Jetzt ist eine starke Team-Leistung nötig.


 

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Autor*in

Christian Hörmann

cima // Büroleiter, Partner, Projektleiter

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