Gastronomie in der Innenstadt; ki-generiert mit Dall-E
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Gastronomie Interview

Gastronomieentwicklung als Schlüssel für lebendige Innenstädte

Ein Gespräch mit Michael Harenberg von Progacon

Gastronomie ist längst nicht mehr nur „die nette Begleitung“ zum Shopping. Sie ist Treiberin, Magnet und Aufenthaltsanker unserer Innenstädte. Doch wie lässt sich dieses Potenzial gezielt entfalten?

Es geht darum, Angebote gezielt zu platzieren und dabei Synergien mit Einzelhandel, Kultur oder öffentlichen Räumen zu schaffen.

Michael Harenberg

Im Bild: Holger Madel und Michael Harenberg von Progacon; Fotografin: Kristin Kuberka

cima: Die Deutschlandstudie Innenstadt 2024 zeigt deutlich: Gastronomie ist einer der wichtigsten Gründe für einen Innenstadtbesuch. Was macht Gastronomie heute so zentral?

Harenberg: Die Studie bestätigt, was wir in vielen Projekten beobachten: Gastronomie ist Begegnung, Identifikation und Erlebnis. 60 % der Befragten nennen Restaurants und Cafés als zentralen Attraktivitätsfaktor. Gastronomie schafft Verweilanlässe, sie wirkt niedrigschwellig, emotional – und sie ist flexibel. Gerade junge Menschen lassen sich stark durch To-Go-Angebote und neue Konzepte mobilisieren. Das bedeutet aber auch: Städte müssen aktiv planen und beratend begleiten, wie und wo gastronomische Angebote entstehen.

cima: Und genau da kommen Gastronomieentwicklungskonzepte ins Spiel?

Harenberg: Genau. Ein Gastronomieentwicklungskonzept ist eine strategische Grundlage, um die gastronomische Landschaft einer Stadt zu analysieren, zu strukturieren und gezielt weiterzuentwickeln. Es geht um Standortanalysen, Zielgruppenverständnis, Wettbewerbsbetrachtung – aber auch um die Frage: Wie kann ich B- und C-Lagen aufwerten? Wie bringe ich Vielfalt ins Zentrum? Und wie bringe ich Gastronomen, Eigentümer und Verwaltung zusammen?

cima: Welche Vorteile ergeben sich konkret für Kommunen?

Harenberg: Viele. Ein gutes Konzept kann Nutzungssynergien aktivieren – etwa durch die Verknüpfung von Gastronomie, Handel und Kultur. Es schafft Argumentationsgrundlagen für Gespräche mit Eigentümern, verhindert die Banalisierung durch beliebige Angebote, bietet Impulse für die Tourismusentwicklung und hilft, Leerstände gezielt gastronomisch zu nutzen. Am Ende geht es darum, die Aufenthaltsqualität zu steigern und neue Zielgruppen zu gewinnen. Die Studie zeigt etwa, dass fast ein Viertel der Befragten mit dem Angebot an regionaler Küche unzufrieden ist – das sind klare Handlungsaufträge.

cima: Wie läuft die Erarbeitung eines solchen Konzepts typischerweise ab?

Harenberg: Der Prozess ist mehrstufig. Zuerst steht die fundierte Analyse: Wie sieht die aktuelle gastronomische Struktur aus? Welche Flächen gibt es? Wo entstehen neue Potenziale – zum Beispiel durch Nutzungswandel? Dann werden gemeinsam mit Stakeholdern Ziele definiert. Im nächsten Schritt entwickeln wir Szenarien und Strategien – stets mit Blick auf die Umsetzbarkeit. Wichtig ist: Wir bringen gastronomisches Know-how aus der Praxis mit. Nur wenn man die Anforderungen und Dynamiken der Betreiber kennt, kann man realistische Flächenprofile entwickeln. Ein entscheidender Faktor ist zudem die gezielte Suche nach passenden Betreibern.

cima: Welche Tipps geben Sie Kommunen, die ein Gastronomiekonzept beauftragen möchten?

Harenberg: Erstens: Langfristig denken, aber kurzfristige Schritte ermöglichen. Gute Konzepte funktionieren in Phasen. Zweitens: Beteiligung ernst nehmen – Gastronomie, Wirtschaftsförderung, Tourismus, Eigentümer, Stadtplanung: alle müssen mitgestalten. Drittens: Mut zu neuen Wegen. Die Konkurrenz um Besuchsanlässe ist groß. Städte müssen heute Profil zeigen – auch kulinarisch.

cima: Was macht die Zusammenarbeit zwischen Progacon und der cima besonders?

Harenberg: Die Verbindung unserer gastronomischen und betriebswirtschaftlichen Expertise mit dem strategischen Stadtentwicklungs- und Einzelhandels-Know-how der cima schafft einen echten Mehrwert. Wir arbeiten integriert – mit dem Ziel, lebenswerte, wirtschaftlich tragfähige und attraktive Innenstadtstrukturen zu schaffen. Denn Gastronomie ist kein Beiwerk, sondern ein zentrales Element multifunktionaler Innenstädte.

Mehr zur Deutschlandstudie Innenstadt 2024 und unseren Gastronomieprojekten finden Sie unter: www.cimamonitor.de

Interesse an einem Workshop, einer Konzeptentwicklung oder einem Strategiedialog in Ihrer Kommune? Sprechen Sie uns gern an.

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cima.monitor Deutschlandstudie Innenstadt 2024

Kennziffern, Trends, Erwartungen: Mit der „Deutschlandstudie Innenstadt 2024“ veröffentlicht die CIMA Beratung + Management GmbH nach 2022 zum zweiten Mal ein repräsentatives Panel zur Wahrnehmung der Themen „Innenstadt“, „Shopping“, „Erreichbarkeit“, „Nachhaltigkeit“ sowie „Freizeit, Tourismus & Leben“ in deutschen (Innen-)Städten. Die Studie wurde in Zusammenarbeit mit der Bundesvereinigung City- und Stadtmarketing Deutschland e. V. und dem Handelsverband Deutschland e. V. erstellt und bietet eine wissenschaftliche Grundlage in der Debatte um die Zukunft der Innenstadt im Wandel.

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