Europameisterschaft wird zum Innenstadterlebnis
Haben auch Sie im August 2022 nach München geschaut und die European Championships verfolgt? Neun Euromeisterschaften an einem Termin und in einer Stadt. So weit so gut. Wenn aber das Beachvolleyballturnier und die Kletterwettbewerbe vor der klassizistischen Kulisse des Königsplatzes ausgetragen werden und der Marathonlauf durch die gesamte Innenstadt verläuft, wird eine Europameisterschaft mehr – nämlich zum Innenstadterlebnis. Erst recht, wenn ein Kulturprogramm geboten wird, das kostenfrei und damit für jeden einzelnen zugänglich ist. Gewiss hatten auch die deutschen Erfolge ihren Anteil an der unverkennbaren Euphorie.
Über den Einzelfall hinaus liefert München im Jahr 2022 eine Antwort auf die Frage, ob internationale Sportereignisse immer nur mit maßlosem Gigantismus, fehlender Nachhaltigkeit und unverantwortlicher Verschuldung der austragenden Städte durchzuführen sind. Offiziell kosteten die European Championships 130 Mio. Euro und damit ein Prozent der 13 Mrd. US-Dollar, die für die letzten Olympische Spiele in Tokio anfielen. Auch wenn in München „nur“ 4.700 Sportler*innen und in Tokio 11.400 Aktive am Start waren, hat München bewiesen, dass Großsportevents über den sportlichen Wettkampf hinaus einen Mehrwert bieten können: Für das Stadtimage, für das Freizeit- und Kulturangebot der Stadt, für das jeweilige Innenstadterlebnis.
Allerdings stelle ich mir die Frage, ob die European Championships Argumente für einen neuen Anlauf liefern, nachdem die deutschen Olympia-Bewerbungen mehrfach am Votum der örtlichen Bevölkerung scheiterten. Meiner Meinung nach lautet die Antwort „nein“ bzw. wenn überhaupt, nur mit einem völligen Umdenken des Internationalen Olympischen Komitees. München kann jedoch in Hinblick auf Nachhaltigkeit bzw. städtebauliche und funktionale Integration Vorbild sein. Und die Lust auf vergleichbare Veranstaltungen ist geschürt!
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