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Erfolgreiche Ortsplanung im ländlichen Raum

 

„Ich habe Sie doch schon mal in der Zeitung gesehen und auch hier vor Ort, wenn Sie mit unserem Herrn Bürgermeister und anderen Personen unterwegs sind. Was macht denn eigentlich ein Quartiersmanagement?“  Mit dieser, oder ähnlichen Fragen ist man als externes Beratungsunternehmen zu Beginn einer Vor-Ort-Tätigkeit häufig konfrontiert. Nicht leicht die gesamte Bandbreite abzubilden. Einen Versuch ist es immer wert. Vor allem dann, wenn Freude bei Bürger*innen darüber zum Ausdruck kommt, dass man sich um die Ortsmitte kümmern will.


 

Im Rahmen der Bayerischen Städtebauförderung ist die cima seit 2014 für die Stadt Teuschnitz, seit 2017 für den Markt Mainleus und seit 2020 für den Markt Mitwitz beratend tätig. Zu den Aufgaben gehört u. a., die in den bestehenden Entwicklungskonzepten definierten Handlungsfelder und Sanierungsziele im Umsetzungsprozess mit vorzubereiten und fachlich zu ebnen. Regelmäßig ist dabei zu Beginn besonders wichtig, in enger Abstimmung mit den Kommunen und den fördermittelgebenden Institutionen, einen Zeit- und Finanzierungsplan aufzustellen und aktuell zu halten. Es gilt aufzuzeigen, wo Machbarkeitsstudien oder städtebauliche Rahmenplanungen in Auftrag gegeben werden sollten. Oder gemeinsam zu erörtern, welche planerische Fragestellungen es gibt, die sich möglicherweise für einen städtebaulichen Ideen- oder Realisierungswettbewerb gut eignen.

Ein immens wichtiger Punkt, der erfahrungsgemäß einer Überarbeitung und Anpassung bedarf, ist die bestehende Bauleitplanung, da sie die Bodennutzung und damit die städtebauliche Entwicklung einer Stadt oder Gemeinde steuert. Sie ist von großer strategischer Bedeutung, besonders dann, wenn eine Kommune anstrebt, vorrangig Innenentwicklung betreiben zu wollen. In Funktion des Vor-Ort-Managements ist es ebenso Aufgabe, den argumentativen Boden für eine Vielzahl von belastbaren und beschlussfähigen Entscheidungshilfen für die Politik mit vorzubereiten, um Ausgangspunkte für die Beantragung von Fördergeldern zu schaffen.

BETTINA SELIGER, Architektin und Quartiersmanagerin der cima:
„Mein fachlicher Schwerpunkt ist die Aufwertung und Qualifizierung der Öffentlichen Räume. Dabei sind diese nicht nur Straßen und Plätze, Park- und Gartenanlagen, sondern auch öffentlich zugängliche Erdgeschossflächen, Innenräume und Gebäude, wie z. B. Handels-, Kultur- oder Bildungseinrichtungen. Insbesondere dort, wo eine Kommune im Besitz solcher Freiflächen ist, lassen sich regelmäßig auch kurzfristig kleinere Aufwertungsmaßnahmen realisieren, was wiederum ein kraftvoller Motor für eine weitere, qualitätvolle Innenentwicklung sein kann. Und wie heißt es im Baukulturbericht 2020/21: „Öffentliche Räume sind urdemokratische Räume.(!) Sie setzen den Rahmen für gesellschaftliche Teilhabe, Kommunikation und Begegnung. Daher liegt in der Planung, der Gestaltung, der Pflege und Weiterentwicklung von Plätzen, Grünflächen und anderen frei zugänglichen Orten eine besondere Verantwortung.“ Eindringlicher hätte ich es nicht formulieren können. Denn wir alle brauchen lebenswerte Orte mit lebendigen Zentren!


Beispiel: Alte Spinnerei Markt Mainleus

Der Markt Mainleus, mit seinen rund 7.000 Einwohnern auf 49,5 km² Gemeindefläche, zweitgrößte und westlichste Gemeinde des Landkreises Kulmbach, hat in den vergangenen Jahren ein Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept (ISEK) mit vorbereitenden Untersuchungen erstellen lassen. Noch bis in die 70er Jahre blieb die Textilindustrie der bedeutendste Wirtschaftszweig der Marktgemeinde. Parallel dazu hat Mainleus im Rahmen des Bund-Länder-Städtebauförderprogramms „Soziale Stadt“ die cima mit einem Quartiersmanagement auf Zeit beauftragt.

Das ca. 14 Hektar große Gelände der Industriebrache „Alte Spinnerei“ mit zahlreichen Gebäuden unterschiedlichsten Baualters, darunter ausgedehnten Produktionshallen, befindet sich inmitten der Ortslage. Aus der Industriebrache und der Umgestaltung von drei Stadträumen (“Mainleuser Plätze”) soll in der Ortsmitte ein Wohnviertel mit Kultur, Gastronomie und Orten zum Treffen im Grünen werden. Dem vorangegangen war ein im Jahr 2017 durchgeführter Ideen- und Realisierungswettbewerb zur zukünftigen Gestaltung. Der Siegerentwurf stammt vom Architektenbüro DNR Daab Nordheim Reutler PartGmbB aus Leipzig in Zusammenarbeit mit den Alkewitz Landschaftsarchitekten aus Erfurt. Im Ortsteil Hornschuchhausen wird das sozio-kulturelle Projekt „Spinnstube“ realisiert.

 

ROBERT BOSCH, Bürgermeister Markt Mainleus: 
Gute Konzepte geben einen übergeordneten Blick auf die Dinge. Sie ordnen ein Projekt in einen ganzheitlichen Zusammenhang ein und schärfen den Blick über den Tellerrand. Wir neigen in der Kommunalpolitik manchmal dazu, Probleme rasch und selbst lösen zu wollen. Dabei kann sich die Aufmerksamkeit leicht auf nur einen einzigen Aspekt verengen. Konzepte denken breiter. Auch wenn sich Rahmenbedingungen ändern, wie z. B. bei neuen Förderprogrammen, kann bei Vorliegen einer qualitätvollen Gesamtstrategie schnell reagiert werden, ohne wieder von vorne anfangen zu müssen. Dadurch ist es uns gelungen, eine große Industriebrache mitten im Ort nach dem Erwerb rasch in den Revitalisierungsprozess zu bringen. Wir haben zudem aus einer leerstehenden, denkmalgeschützten Wohnanlage mit Gaststätte ein soziokulturelles Integrationsprojekt gemacht und haben den kommunalen Mietwohnungsbestand bereits von 105 auf 180 anwachsen lassen. Kürzlich ist uns der Ankauf des unter Denkmalschutz stehenden alten Bahnhofs gelungen. Darauf sind wir sehr stolz!

 

Mehr: Markt Mainleus: Quartiersentwicklung „Alte Spinnerei”

Foto: Markt Mainleus / Robert Bosch

 

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Autor*in

Bettina Seliger

Bettina Seliger // Architektin und cima-Quartiersmanagerin

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