E-Commerce (© Bild von Megan Rexazin auf Pixabay)
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Einblicke in die Ausbildung zum Kaufmann/Kauffrau im E-Commerce

Angesichts des kontinuierlichen Wachstums im Bereich des Online-Shoppings wandeln sich auch die Berufsfelder. Mit der dreijährigen Ausbildung als „Kaufmann/Kauffrau im E-Commerce“ wird dieser Entwicklung Rechnung getragen. Der anerkannte Ausbildungsberuf wurde zum 1. August 2018 eingeführt und bildet die Fachkräfte für Online-Handel von morgen aus. Die Ausbildungsinhalte sind sehr vielseitig und reichen u. a. vom Aufbau, der Pflege und Analyse von Online-Shops über die Bearbeitung von Kundenanliegen bis hin zur Entwicklung von zielgruppenspezifischen Marketing-Maßnahmen.

Wir haben mit Sophie Wappel, Auszubildende im 2. Lehrjahr der Elektrogroßhandel Ernst Granzow GmbH & Co. KG in Leonberg bei Stuttgart gesprochen. Im Interview verrät sie uns, warum sie sich für diese Ausbildung entschieden hat, was ihr daran gefällt und wie sie zur Botschafterin der IHK für den Ausbildungsberuf geworden ist.

cima.digital: Wie bist du auf die Ausbildung als Kaufmann/Kauffrau im E-Commerce aufmerksam geworden?

Sophie Wappel: Für mich stand in der Schule schon länger fest, dass ich eine Ausbildung im kaufmännischen Bereich absolvieren möchte. Ich hatte mich bereits umgesehen nach Stellen als Bürokauffrau oder Sozialkauffrau und auch schon die ersten Bewerbungen verschickt. Letztlich war es mein Vater, der mich auf die Ausbildung im E-Commerce aufmerksam gemacht hat. Ich habe mich dann weiter mit der Ausbildung beschäftigt und fand sie so spannend, dass ich mich gleich auf offene Stellen beworben habe. Nachdem mein Vater im IT-Bereich arbeitet und meine Schwester Influencerin ist, konnte ich mir auch schon mehr darunter vorstellen, was man als Kauffrau im E-Commerce macht. Die Ausbildung war damals aber noch relativ neu, sodass es nur wenige Stellen gab. Bei mir im Unternehmen gibt es zum Beispiel seit 2019 jedes Jahr nur einen Azubi im E-Commerce, während es jährlich vier neue Auszubildende im Bereich Groß- und Außenhandel gibt.

cima.digital: Wie hat man sich die Ausbildung als Kaufmann/Kauffrau im E-Commerce vorzustellen?

Sophie Wappel: Bei mir im Unternehmen durchlaufen die Azubis im Laufe der dreijährigen Ausbildung verschiedene Abteilungen. Unser Unternehmen vertreibt Elektroteile im B2B-Bereich vorrangig in Baden-Württemberg und einzelne Fachbereiche sogar auch weltweit. Am Anfang wurde ich daher vier Monate im Lager eingesetzt. Obwohl die Arbeit als Kommissionierer sehr anstrengend war, konnte ich dadurch unsere Produkte und Prozesse besser kennen lernen. Das hat mir auch später sehr dabei geholfen, Produktbeschreibungen anzufertigen, da ich die Produkte schon mal in der Hand hatte. Bei meiner nächsten Station im Bereich „Digitale Energien“ durfte ich eigene Blogbeiträge für unsere Magazine schreiben und stand im direkten Kontakt mit unseren Kunden. Auch hier kam mir die Erfahrung aus der Logistik zugute. Aktuell werde ich in unserer Marketing-Abteilung eingesetzt und unterstütze bei der Webseite und Social Media.

cima.digital: Was gefällt dir an deiner Ausbildung und würdest du dich wieder dafür entscheiden?

Sophie Wappel: Ich würde mich auf jeden Fall wieder dafür entscheiden! Ich darf bereits jetzt in der Ausbildung viele Aufgaben eigenständig erledigen. Bei Blogbeiträgen kann ich meine eigenen Ideen einbringen, sowohl inhaltlich als auch gestalterisch. Das macht mir viel Spaß! Wir Azubis haben auch eigene Projekte und dürfen beispielsweise auch regelmäßig Beiträge für den Instagram-Kanal planen und veröffentlichen.

cima.digital: Neben der praktischen Ausbildung im Betrieb, bist du ja auch regelmäßig in der Berufsschule. Kannst du dazu mehr erzählen?

Sophie Wappel: Ja. Meine Berufsschule ist in Stuttgart. Damit habe ich ziemlich Glück, da es derzeit bei uns im Umkreis nur noch in Heilbronn und Pforzheim Ausbildungsklassen für die Ausbildung im E-Commerce gibt. Einige meiner Klassenkameraden haben daher eine weite Anfahrt zur Berufsschule. Ich habe immer abwechselnd einmal oder zweimal pro Woche Unterricht. In meiner Klasse sind ca. 20-25 Auszubildende, wobei wir nur 5 Mädchen sind. Im Vergleich zur Ausbildung zur Bürokauffrau haben wir mehr Fächer in Richtung Marketing und E-Commerce. Außerdem lernen wir Fotos professionell zu bearbeiten und Webseiten zu erstellen. Im 3. Lehrjahr haben wir auch ein großes Gruppenprojekt, bei dem wir eine eigene Webseite erstellen werden.

cima.digital: Bisher hast du ja sehr geschwärmt von deiner Ausbildung. Gibt es auch etwas, das dir nicht so gefällt?

Sophie Wappel: Ich fand die Arbeit im Lager mit dem Schichtdienst sehr anstrengend. Das möchte ich nicht unbedingt noch einmal machen. Im Nachhinein war es zwar eine lehrreiche Erfahrung, aber gerade im Herbst – unserer Hauptsaison – ist es wirklich hart bis 22:30 Uhr beim Kommissionieren zu helfen. Aber die Arbeit im Büro macht mir sehr viel Spaß.

cima.digital: Was sollte man denn mitbringen, wann man sich für eine Ausbildung im E-Commerce entscheidet?

Sophie Wappel: Man sollte sich auf jeden Fall vorstellen können, den ganzen Tag im Büro zu arbeiten. Wir arbeiten viel mit Word und Excel, da hilft auch ein gewisses Grundverständnis. Außerdem sollte man Interesse an Webseiten und digitalen Themen haben. Im Bereich Social Media werden wir öfter auch gestalterisch tätig. Viele denken ja, dass die Ausbildung sehr IT-lastig ist. Das ist vermutlich auch der Grund, warum bisher nur sehr wenige Mädchen die Ausbildung zur Kauffrau im E-Commerce machen. Das ist aber in Wahrheit gar nicht so.

Zur Botschafterrolle für die IHK

cima.digital: Du bist mittlerweile auch Botschafterin der IHK für die Ausbildung als Kaufmann/ Kauffrau im E-Commerce. Wie ist es dazu gekommen?

Sophie Wappel: Da die Ausbildung ziemlich neu ist, ist sie noch relativ unbekannt. Daher hat die IHK nach einem Botschafter für die Ausbildung gesucht, um sie bekannter zu machen. Meine Personalabteilung ist dann auf mich zugekommen und hat gefragt, ob ich Lust hätte, Botschafterin zu werden.

cima.digital: Was macht man als Botschafterin der IHK?

Sophie Wappel: Ich stelle Schüler*innen meine Ausbildung bei Veranstaltungen vor und beantworte Fragen. Ich finde das ist eine tolle Sache, weil man ungefähr im gleichen Alter ist und die Schüler sich dadurch eher trauen, Fragen zu stellen. Vor Kurzem war ich auch zu einem Elterncafé eingeladen, bei dem sich Mütter und Väter über die Ausbildung informieren konnten. Vielen der Eltern war die Ausbildung ebenfalls neu und sie konnten sich nichts darunter vorstellen. Ich als Botschafterin finde es schön, Schüler*innen bei der Suche nach ihrer Ausbildung unterstützen zu können.

cima.digital: Das freut uns sehr, dass du so viel Freude an deiner Ausbildung hast und als Botschafterin auch anderen Schülern bei der Suche nach einer passenden Ausbildung hilfst. Vielen Dank für das spannende Interview!

Die cima.digital wünscht Sophie Wappel auch weiterhin alles Gute für Ihre Ausbildung. Bei Rückfragen zur Ausbildung vermitteln wir gerne und stellen Kontakt her.

Praxis & Umsetzung

Autor*in

Caroline Müller

Caroline Müller, Jg. 1998, ist studierte Tourismusmanagerin (Bachelor) und absolviert derzeit ihr Master-of-Sciences-Studium in Management an der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg. Seit Oktober 2021 arbeitet sie für die CIMA Beratung + Management GmbH insbesondere im digitalen Bereich und als Projektassistenz beim Best-Practice Projektpool für Innenstadt, Handel und städtisches Leben „Stadtimpulse“. Sie unterstützt außerdem bei der redaktionellen Pflege der cima.digital-Wissensdatenbank und bereitet spannende Themen für den cima.digital-Blog auf.

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